[Vater, siehst du nicht, dass ich verbrenne?] Poem by Hasso Krull

[Vater, siehst du nicht, dass ich verbrenne?]

Vater, siehst du nicht, dass ich verbrenne?
So sprach der kleine Junge zu Freud.
Der aber war schon eingenickt. Die Kerze
in der Hand, der Kopf auf die Brust gesunken, so

schlummerte er und hatte einen Traum: er war noch
ein kleiner Junge, lief auf der Bordsteinkante entlang,
die Sonne brannte heiß, und von oben kam ein
Adler und hackte ihm die Augen aus.

Wie soll ich jetzt Traumbilder sehen, dachte Freud,
wenn ich keine Augen mehr habe; wie
falle ich nicht von der Bordsteinkante? Bei diesem
Gedanken wacht Freud auf.

Über ihn beugt sich ein kleiner Junge,
in der Hand die Totenkerze, und sagt:
Es war einmal ein Mann, der hat noch nie
einen Traum gehabt.

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Hasso Krull

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Tallinn, Estland
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