Natur und Umbruch Poem by Charl-Pierre Naudé

Natur und Umbruch

In jener Woche gab es mehrere Berichte über fliegende Untertassen
und von Lichterscheinungen aus dem nicht sichtbaren Universum.
Ich saß im Auto und fuhr an einem ungewöhnlichen religiösen Ritual vorbei,
während Regen auf den Abenddämmerstaub eindrosch.
Die Männer trugen Schleier, abgesehen von den beiden Eingeweihten;
ein kleiner Frauenchor stand entrückt am Straßenrand.
Diese Sekte, eine Kreuzung zwischen Afrika und dem Westen, hatte ich noch
nie gesehen.
Die vermummten Männer nötigten die schwitzenden, heulenden Novizen,
schneller an den Altar zu treten, wo das neue Leben auf sie wartete.
Blind vor Eifer watschelten sie wie Enten ins Buschland
und fielen laut betend auf die Knie. Zwei Schüsse knallten.
Ich war Zeuge einer Autoentführung gewesen sowie
einer standrechtlichen Exekution.
Was wusste ich denn? Kaum eine Straße irgendwohin,
die nicht auch in die Gegenrichtung führt.
Eine Frage der Wahrnehmung vielleicht.
Manche halten fliegende Untertassen für Ausblicke auf die Zukunft
oder auf eine vor langem untergegangene Hochkultur.
Nehmen wir zum Beispiel diese Geschichte von den zwei Bräuten.
Da ist die langsame Braut, bei der es drei Generationen dauern kann,
bis sie mit einer einzigen Gebärde niederkommt.
Ihr Kleid flattert nicht, seine Rüschen
sind in die flache stahlgraue Decke über mir gestanzt.
Und die schnelle Braut, an Ort und Stelle ausgewickelt, ist nass, bevor die
Zeremonie vorüber ist.
Sie hat eine lange Schleppe und nennt sich bescheiden Toilettenpapier.
Vielleicht entscheidet unser Blick auf Zeit, wie wir die Dinge sehen.
Und wenn du denkst, ich war ein schlechter Zeuge, denk an Beschneidung
oder geopferte Jungfrauen. Die schnelle Hand und die langsame Hand -
Gottes.
Ja, mag sein, ich hätte der Untersuchung nützlicher sein können.
Ja, ich bin froh, noch unter den Lebenden zu sein.
Aber in meinem Leerlauf im Auto, zur Zeit der Geisterscheinungen
auf der rechten Straßenseite, auf der guten Seite
der Linie, sahen sie mich nicht. Ich war derjenige,
den es noch nicht gab.

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