Damaskus hat mich überfallen,
als ich dabei war, ihre Gassen zu fegen.
Ich war kleiner als ihr Hunger,
einsam,
und verblutete an meinen Freunden.
Wölfe sind sie, aber dennoch meine Freunde.
Ich goss ihre Gesichtszüge in meine Hosentaschen,
versteckte sie, wenn Damaskus regnete,
verfütterte mein Zimmer an sie,
und wann immer einer von ihnen mit einer Frau verabredet war
log ich,
um ihn ein wenig prahlen zu lassen,
und überschüttete die Frau mit den Heldentaten und den tollen Sachen,
die er gemacht haben soll.
Aber ...
… als ich meine Niederlage nicht mit ihnen teilte,
haben sie mich verleugnet.
Wölfe sind sie, aber dennoch meine Freunde.
* * *
Sie wirken wie Gräber,
die eine Sprache überschwemmen... und deren Schriftsteller
dabei lebendig begraben.
Aus den Kirschen der Erinnerungen tauchen sie auf,
von Balkonen, die ihre Hälse recken.
Sie lebten nicht lange genug,
um einen Beweis für ihre Vergänglichkeit zu hinterlassen.
Sie werden nicht zurückkehren, wenn sie zurückkehren.
Damaskus hat mich überfallen,
als sie gerade dabei war, ihre Brüste unter den Hungrigen zu verteilen,
und ich die Perlen der Gebetskette aufsammelte,
die mir heruntergefallen waren.
Ich rufe denen hinterher, die auf dem Weg zum Berg Kassioun sind,
dass sie mein Blut als Regen über
den Bab As-Saghir-Friedhof gießen sollen.
Von meinen Freunden
habe ich gelernt, Brot zu stehlen,
damit ich nicht lebe, und sie nicht sterben.
Wölfe sind sie, aber dennoch meine Freunde.
Du siehst sie - als wären sie bucklig.
Du kennst sie - ohne vorhergehendes Besäufnis
haben sie die Miene von Toten
und im Winter warme Gebärden.
Betrunken sind sie und doch nicht,
aber getrunken haben sie mehr, als sie vertragen.
Meine Freunde ...
* * *
Ein paar von ihnen konnten den Koffer nicht länger tragen,
also kauften sie die erstbeste Hauptstadt,
die sie mit ihren Kneipen eingelullt hatte.
Jedes Jahr kehren sie nach Damaskus zurück
um den Schnee von ihrer Haut zu schütteln
und erzählen mir dann von Metropolen,
die Menschen respektieren,
woher sie auch kommen,
und flüsternd sagen sie mir, der hausgemachte Arak verursache
ein derartiges Verlangen,
das jede andere Art von Alkohol in den Schatten stelle.
Und als wir dann alleine sind,
stecken sie mir eine Handvoll Münzen zu,
und ich nehme sie, ohne mich zu schämen ...
Wie schäme ich mich doch vor meinen Freunden ...
Wölfe sind sie, aber ich bin wie sie.
Vollbeladen mit Sünden...
* * *
Mit Abreisen werde ich sie ganz plötzlich überhäufen.
Ich komme, als trüge ich Lieder auf meinen Schultern,
und dann lasse ich sie los, wie Pferde, auf die Weide meiner Seele.
Das Fenster meiner Brust werde ich zerbrechen,
damit sie heimlich lesen können,
was von meinem Schmerz abfällt.
Ich wähle das aus dem Schrank unserer Tage aus,
was sich für ihre Trauer gehört ...
... wie eine Mutter
spiele ich mit den Locken ihrer Tage,
bis sie einschlafen.
Ich stehle sie weg von den Taschentüchern derer,
die sich von ihnen verabschiedet haben,
ohne eine Träne zu vergießen.
Ich breite den Wein als Teppich zu ihren Füssen aus,
damit sie darüber schreiten,
barfuß, in die Weite der Nacht.
Ich phantasiere mit ihnen.
Meine Freunde ...
Überreste von Menschen ...
Reiter haben sie überrannt …
Ihr halbes Gelächter ist an schlechten Tabaksorten
zugrunde gegangen.
Was den Rest betrifft,
haben sie ihre Entehrung dem Alkohol anvertraut.
Meine Freunde ...
* * *
Ein paar von ihnen löschten die Kerze des Lebens aus.
Sie starben an Erstickung.
Sie konnten den Wald aus metallenen Bäumen nicht ertragen,
der ihre Seelen beklemmte,
jedes Mal wenn ihre Lungen einatmeten,
um nach Jasminduft zu suchen.
Beworfen hat Damaskus sie, mit seinem Zement.
Ein paar von ihnen haben die Frauen geraubt ...
… in ihr Nest genommen ...
So erwachten sie aus dem Paradies der Lust
vom Babygeschrei.
Sie sind Väter geworden.
Ein paar von ihnen bewegten sich auf ein Gedicht zu ...
Außer dem einen haben sie kein zweites mehr verbrochen.
Ein paar von ihnen wurden
- noch bevor die Sonne unterging -
aufgesucht
und zum Kaffee eingeladen.
Dann kamen sie nie wieder.
Sie kamen niemals wieder.
Wie sorge ich mich um ihre Mütter.
Ah, wie sorge ich mich um meine Freunde.
* * *
Ich werde sie vor den Dieben der Geschichte bewachen
und ihnen meine Qual vermachen.
Auf ihren Heften werde ich meine Kritzeleien hinterlassen,
und über ihren Spiegeln mein Bild.
Ich werde mein Glas voll auf jedem Tisch hinterlassen,
den sie begattet haben,
und es auf das Wohl ihrer Anwesenheit
in meiner Abwesenheit heben.
Ich werde meine Seele auf dem Postweg schicken
und ihnen meine Qual überbringen.
Aus der Wolle unserer Gespräche werde ich einen Schal
um ihre Hälse weben.
Meine Freunde ...
* * *
Wir werden in jenes Damaskus zurückkehren,
uns vom Tee ernähren, als handle es sich dabei um Brot,
und die Einzelheiten eines Gedächtnisses
- von dem wir genug haben -
in den Fluss Barada werfen.
Dann gehen wir fort
- zu unseren Ehefrauen -
wie Soldaten
in den Krieg ziehen, wenn der Urlaub vorbei ist.
Wir gehen fort ...
Auf dass der Tod sich weiter ausdehnt.
Weiter ...
Jeden Sommer ...
Und wir vergessen alle Einzelheiten.
Aber wir erinnern uns immer
an die Erzählungen unserer Großmütter,
.. / über Wölfe, die gemeinsam jagen
.. / und gemeinsam laufen
.. / und gemeinsam heulen
.. / aber, wenn einer von ihnen verletzt wird,
- zufällig -
riechen sie das Blut der Erinnerungen
und fressen gemeinsam das Fleisch ihres Bruders auf.
Meine Freunde ...
* * *
Wölfe mit einem Kinderlachen ...
Von der Unschuld einer Flöte ...
Mit den Träumen einer Möwe ...
Doch ...
… als ich meine Niederlage nicht mit ihnen teilte
haben sie mich verleugnet ...
... Aber es sind meine Freunde.
Übersetzung von Sandra Hetzl
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