Monday, August 12, 2019

In der sich neigenden Ebene Licht Comments

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bei untypischem Wetter auf dem Highveld


Eine Schneeflocke setzte sich
auf mein Augenlid -
und der Glast starrt zurück
mit tausendfachem Blick.

Ich nehme eine Art Schatten wahr,
in Sagen beschrieben -
eine Gefahr ohne Umriss
und Arglist -
vielleicht eine Erscheinung,
zu finden auch
auf dem Meeresgrund
oder irgendwo in Madagaskar?

Winterlicht flimmert
durchs raschelnde Laub
wie Kulissenbeleuchtung
oder Kamerablitze.

Hier leben Wesen
von wunderlicher Natur
und mit seltsamen Tentakeln.
Ihre zahllosen Gliedmaßen,
wie in durchscheinender Frischhaltefolie
mit Spritzern von kaltem Schweiß
darauf,

wandern geradewegs durch mich hindurch
zu einer wilden Modenschau,
die mit jedem Schritt neue Zweigstellen austreibt.

Oder vielleicht bin ich
auf einer Art Hochzeit: dieses unwiederbringliche
Erweißen der Arme
und die singenden Wurzeln
einer verschleierten Gemeinschaft.

Unter Lidschlägen kippe ich
auf eine Fremdartigkeit zu:

seltene Lebensformen,
wie auf einer Insel
geködert und gefangen
in meinem Seitenblick.

Die winterliche Sonne
- Stimmen, kläffende Hunde weit weg
und doch ganz nah -
auf einmal scheint sie voll

auf mich
in meinem kleinen Netzwerk
alltäglicher Zusammenhänge,
so eingespannt und wichtig für mich selbst,
doch schon im Schwinden

- Feen, Elfen, Brigadoon
für Kinder -

hier unter den Birken

wie der blasse Lichtbalken
eines Suchscheinwerfers,
der einen Vermissten findet.
...
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Charl-Pierre Naudé
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