MEINE FREUNDE, VERSTEHT MICH NICHT FALSCH
wir kennen uns nicht. ich kenn mich doch selbst
nicht. ich steh morgens auf und weiß nicht: bin ich es
Almut? Ulrike? wer war dieses Kind unterm Rock
seiner Mutter? ich bin die Mutter, ich bin die Tochter
ich bin der Schatten zum sich drunter Verstecken
ich bin ein Feld voller Raps, verstecke die Rehe
und leuchte wie dreizehn Ölgemälde übereinander
gelegt. ich bin die Landschaft, ich bin die Jägerin
auf freier Flur, befinde mich auf dem Hochstand
am Waldrand und zähle die Rehe im Feld. Freunde
seht ihr mein kurz geschnittenes Haar? ich lass es
flattern im Winde. ich bin ein Text, der zum Ende hin
ausfranst, ein Stück nur von einem Soldatenseine Brauen, die Waden oder sein Galgenhumor
den er schließlich verlor, als er den Schießbefehl
an eine klägliche Reihe zu junger Soldaten nicht
erteilte, weil in der noch kläglicheren Reihe vor ihm
eine Schwangere stand. ich bin die Schwangere
ich bin die Reihe von dreizehn Gewehren, ich bin
ein Kriegsverräterprozess. ich bin kein artiges Kind
das darf nur heimlich lösen sein Haar und lassen
es flattern im Wind! ich bin ein Fant, der spinnerte
Wind, das himmlische Kind, und ich drehe mich
um einen Turm mit hohem Balkone, auf dem
eine Frau steht und still und heimlich ihr Haar löst
aber nein, diese Frau bin ich nicht, bin ich doch
will ich nie wieder sein. meine Freunde, versteht
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